In unserer Blog-Serie "Den richtigen Sprecher finden" wird es natürlich um genau diese Frage gehen. Wie könnt Ihr den Sprecher finden, der 100 %ig zu Eurem Projekt passt? Spontan mögt Ihr denken, dass Ihr ja sofort hört, ob eine Stimme zu Eurem Projekt passt, ob sie gut ist oder ob Ihr lieber eine Alternative nehmen solltet. Doch um das beurteilen zu können, braucht Ihr zunächst einmal ein aussagekräftiges Casting. Nun könnt Ihr natürlich alle Sprecher auf unserer Seite von A bis Z durchgehen und versuchen, die perfekte Stimme zu entdecken. Doch wenn Ihr bedenkt, dass wir in unserer Datenbank über 1.000 Sprecherinnen und Sprecher versammelt haben und insgesamt gut 7.000 Sprachproben zur Verfügung stellen, wird das am Ende mehr als eine Nachtschicht in Anspruch nehmen kann, bis Ihr zum Ergebnis kommt.
Heute möchten wir im ersten Teil unserer Serie auf unsere neue erweiterte Suchfunktion eingehen und Euch dabei kurz erklären, was unsere Sprechersuche mit Persönlichkeitspsychologie zu tun hat und wie Ihr Euch spielerisch durch unsere Sprachproben hören könnt.
Unsere Suche teilt sich grundlegend in zwei verschiedene Suchstrategien auf:
1. Es gibt Suchkriterien (Sprache, Geschlecht, Sprachalter, Stimmhöhe und Timbre), die sich auf einen Sprecher beziehen.
2. Es stehen Euch Sucheinstellungen (Sprachprobenkategorie, Temperament, Seriosität und Frechheit) zur Verfügung, mit denen Ihr gezielt passende Samples der Sprecher heraussuchen könnt.
Die Kombination beider Parameter führt dazu, dass Ihr nicht nur die passenden Sprecher, sondern auch die passenden Demos in den Suchergebnissen erhaltet. Das bedeutet für Euch, dass die Suche spezifischer, schneller wird und Ihr die Varianzbreite der einzelnen Sprecher direkter filtern könnt.
Lexikalischer Ansatz
Die große Frage, die uns als Agentur natürlich beschäftigte, war: Wie kann man eine Stimme bzw. eine Sprachprobe außer mit den bereits genannten allgemeingültigen Parametern beschreiben? Nach einigen Recherchen haben wir uns Hilfe aus dem Bereich der Persönlichkeitspsychologie geholt. Eines der wichtigsten Modelle dort sind die sogenannten "Big Five". Diese "Big Five", die in fünf Hauptdimensionen die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen beschreiben, gründen sich auf die Sedimentationshypothese von Gordon Allport und Henry Sebastian Odbert (1936). Gordon und Odbert gingen davon aus, dass sich die Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen in den Wörtern der Umgangssprache manifestiert haben müssten. Aus diesem Ansatz entwickelte sich eine Liste mit über 18.000 Begriffen. Durch eine Faktorenanalyse wurden fünf Faktoren gefunden, die die Persönlichkeit eines Menschen beschreiben und sich interessanter Weise sogar als äußerst kulturstabil erwiesen haben: Die "Big Five"!
Wir haben uns an dieser Methode orientiert und unsere eigene Liste von Adjektiven gesammelt, um eine Stimme bzw. eine Sprachprobe beschreiben zu können. Diese war zugegebener Maßen nicht ganz so umfangreich, aber wir konnten mehrere 100 Adjektive isolieren, die in einer gewissen Art und Weise einen Stimmenausdruck repräsentieren. Ähnlich den „Big Five“ konnten wir daraus auch fünf Faktoren analysieren, die sich als äußerst aussagekräftig erwiesen, um eine Sprachaufnahme zu beschreiben: Stimmenhöhe, Timbre, Temperament, Seriosität und Frechheit. Mit diesen Faktoren ausgestattet haben wir ein Teambewertungssystem entwickelt, um zu testen, wie groß die Varianz in der Bewertung von Sprachproben in Bezug auf diese Faktoren ist. Auf einer Skala von 0 bis 10 hat jeder von uns unabhängig ein Set von Samples bewertet. Dadurch haben wir festgestellt, dass es eine extrem große Übereinstimmung in dieser Bewertung mit einer sehr geringen Varianz gab. Unser Modell funktionierte! Also haben wir begonnen, die damals ca. 6.000 Sprachproben, die sich in unserer Datenbank befanden, zu bewerten. Damit war es uns nun möglich, diese Faktoren auch in einer Suchfunktion abzubilden, indem man dort, diese Parameter auf Schiebereglern intuitiv einstellen kann.
Unsere Suchfunktion
Wir möchten Euch kurz die einzelnen Punkte unserer Suchmaske erklären, auch wenn sie auf den ersten Blick intuitiv und simpel wirken. Aber mit ein wenig Detailinformationen werdet Ihr sie noch besser einsetzen können.
Sprache
Dieser Punkt ist fast selbsterklärend: Es geht um die Sprache, die ein Sprecher spricht. Die Besonderheit unserer Suche ist allerdings, dass es in den Sprachen, die eine sogenannte Varietät besitzen, eine zweite Auswahlmöglichkeit hierfür gibt. Eine Varietät im Deutschen wäre zum Beispiel das österreichische Deutsch, welches sich in Art der hochdeutschen Aussprache sowie in einzelnen Wörtern von der Varietät des deutschen Deutsches doch sehr unterscheidet. Ähnlich ist es auch bei anderen Sprachen wie zum Beispiel Englisch, Spanisch, Portugiesisch oder Chinesisch.
Geschlecht
Auch wenn die Einteilung in "männlich" und "weiblich" nicht alle möglichen geschlechtlichen Ausprägungen repräsentiert, so ist sie in der Regel für die Sprechersuche ausreichend. Und damit ist dieser Punkt auch schon erklärt!
Sprachalter
Das Sprachalter bezeichnet, wie der Name schon sagt, eine grobe Einschätzung, in welche Altersgruppe sich eine Stimme beim Hören einordnen lässt. Da dieses natürlich nicht auf das Jahr genau gehört werden kann, hat sich eine Unterteilung in Gruppen wie „Teenager“, „junger Erwachsener“, „Dreißiger“, „reife Stimme“ als sehr sinnvoll erwiesen.
Kategorie
Hier kommt nun der erste Parameter, der eine Suche nach bestimmten Sprachproben und nicht nach Sprechern allgemein auslöst: Die "Sprachprobenkategorie". Wir haben die Sprachproben in bestimmte Produktionskategorien wie "Werbung", "Hörbuch", "Produktfilm" etc. unterteilt. Eine Sprachprobe aus der richtigen Kategorie gibt euch einen sehr viel besseren und treffenderen Eindruck, wie sich der Sprecher für den Bereich Eurer Produktion anhört.
Stimmenhöhe und Timbre
Dieses sind die ersten beiden Parameter aus unserem Faktoren-Modell. Auf eine Skala von 0 bis 10 kann man mit Hilfe von Schiebereglern die Höhe und das Timbre (die "Rauheit") der Stimme einstellen und die Suchergebnisse danach filtern lassen.
Temperament
Das Temperament beschreibt auf einer Skala von 0 bis 10, ob das Demosample bzw. der Ausdruck der Stimme eher "ruhig" oder "überdreht" ist. Natürlich ist dieses oft eine entscheidende Frage, denn der Werbespot für eine Bank wird sicherlich eher ein anderes Temperament erfordern als die Sprachaufnahme für eine trendige Mädchen-Flohmarkt-App.
Seriosität
"Seriös" und "rebellisch" sind hier die beiden antipodischen Begriffe. Auch hier könnt Ihr mit einem Schieberegler auf einer Skala von 0 bis 10 den Ausdruck der Sprachprobe, die Ihr sucht, einstellen.
Frechheit
Auf dieser Skala kann man die Intensität zwischen "brav" und "frech" festlegen. Jetzt mag eine Frage sein: Was ist der Unterschied zu "seriös" und "rebellisch"? Wir haben bei der Analyse der Adjektive schnell gemerkt, dass die beiden Ausdrücke doch etwas sehr unterschiedliches meinen. So kann man auch mit einer seriösen Stimme etwas "frech" akzentuieren.
Auch, wenn die Ausführungen zu unserer Suchfunktion vielleicht ein wenig sehr ausführlich wirken: Am Ende ist sie dann doch vor allem eins: Intuitiv. Sie soll Euch helfen, ein passendes Casting für Euer Projekt zu erstellen.
Und da wir beim Stichwort Casting sind: In unserer nächsten Folge von "Wie finde ich den richtigen Sprecher?" wird es um unsere Merkliste gehen, wie Ihr Euch auf unserer Webseite aus den Sprachproben, die Ihr gefunden habt, ein Casting zusammenstellt und es Euch oder Euren Kunden bequem per Email schicken könnt.
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