Sprechersuche I

11.04.17 / Webseite

Den richtigen Sprecher finden - Teil 1: Erweiterte Suche

Den richtigen Sprecher finden - Teil 1: Erweiterte Suche

Die richtige Stimme zu finden, ist wohl der grundlegendste Schritt für eine perfekte Sprachaufnahme. Unsere neue Blog-Serie behandelt genau dieses Thema. Heute geht es um die „Big Five“ und unsere neue Suchfunktion mit lexikalischem Ansatz.

In unserer Blog-Serie "Den richtigen Sprecher finden" wird es natürlich um genau diese Frage gehen. Wie könnt Ihr den Sprecher finden, der 100 %ig zu Eurem Projekt passt? Spontan mögt Ihr denken, dass Ihr ja sofort hört, ob eine Stimme zu Eurem Projekt passt, ob sie gut ist oder ob Ihr lieber eine Alternative nehmen solltet. Doch um das beurteilen zu können, braucht Ihr zunächst einmal ein aussagekräftiges Casting. Nun könnt Ihr natürlich alle Sprecher auf unserer Seite von A bis Z durchgehen und versuchen, die perfekte Stimme zu entdecken. Doch wenn Ihr bedenkt, dass wir in unserer Datenbank über 1.000 Sprecherinnen und Sprecher versammelt haben und insgesamt gut 7.000 Sprachproben zur Verfügung stellen, wird das am Ende mehr als eine Nachtschicht in Anspruch nehmen kann, bis Ihr zum Ergebnis kommt.

Heute möchten wir im ersten Teil unserer Serie auf unsere neue erweiterte Suchfunktion eingehen und Euch dabei kurz erklären, was unsere Sprechersuche mit Persönlichkeitspsychologie zu tun hat und wie Ihr Euch spielerisch durch unsere Sprachproben hören könnt.

Unsere Suche teilt sich grundlegend in zwei verschiedene Suchstrategien auf:

1. Es gibt Suchkriterien (Sprache, Geschlecht, Sprachalter, Stimmhöhe und Timbre), die sich auf einen Sprecher beziehen.

2. Es stehen Euch Sucheinstellungen (Sprachprobenkategorie, Temperament, Seriosität und Frechheit) zur Verfügung, mit denen Ihr gezielt passende Samples der Sprecher heraussuchen könnt.

Die Kombination beider Parameter führt dazu, dass Ihr nicht nur die passenden Sprecher, sondern auch die passenden Demos in den Suchergebnissen erhaltet. Das bedeutet für Euch, dass die Suche spezifischer, schneller wird und Ihr die Varianzbreite der einzelnen Sprecher direkter filtern könnt.

 

Lexikalischer Ansatz

Die große Frage, die uns als Agentur natürlich beschäftigte, war: Wie kann man eine Stimme bzw. eine Sprachprobe außer mit den bereits genannten allgemeingültigen Parametern beschreiben? Nach einigen Recherchen haben wir uns Hilfe aus dem Bereich der Persönlichkeitspsychologie geholt. Eines der wichtigsten Modelle dort sind die sogenannten "Big Five". Diese "Big Five", die in fünf Hauptdimensionen die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen beschreiben, gründen sich auf die Sedimentationshypothese von Gordon Allport und Henry Sebastian Odbert (1936). Gordon und Odbert gingen davon aus, dass sich die Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen in den Wörtern der Umgangssprache manifestiert haben müssten. Aus diesem Ansatz entwickelte sich eine Liste mit über 18.000 Begriffen. Durch eine Faktorenanalyse wurden fünf Faktoren gefunden, die die Persönlichkeit eines Menschen beschreiben und sich interessanter Weise sogar als äußerst kulturstabil erwiesen haben: Die "Big Five"!

Wir haben uns an dieser Methode orientiert und unsere eigene Liste von Adjektiven gesammelt, um eine Stimme bzw. eine Sprachprobe beschreiben zu können. Diese war zugegebener Maßen nicht ganz so umfangreich, aber wir konnten mehrere 100 Adjektive isolieren, die in einer gewissen Art und Weise einen Stimmenausdruck repräsentieren. Ähnlich den „Big Five“ konnten wir daraus auch fünf Faktoren analysieren, die sich als äußerst aussagekräftig erwiesen, um eine Sprachaufnahme zu beschreiben: Stimmenhöhe, Timbre, Temperament, Seriosität und Frechheit. Mit diesen Faktoren ausgestattet haben wir ein Teambewertungssystem entwickelt, um zu testen, wie groß die Varianz in der Bewertung von Sprachproben in Bezug auf diese Faktoren ist. Auf einer Skala von 0 bis 10 hat jeder von uns unabhängig ein Set von Samples bewertet. Dadurch haben wir festgestellt, dass es eine extrem große Übereinstimmung in dieser Bewertung mit einer sehr geringen Varianz gab. Unser Modell funktionierte! Also haben wir begonnen, die damals ca. 6.000 Sprachproben, die sich in unserer Datenbank befanden, zu bewerten. Damit war es uns nun möglich, diese Faktoren auch in einer Suchfunktion abzubilden, indem man dort, diese Parameter auf Schiebereglern intuitiv einstellen kann.

 

Unsere Suchfunktion

Wir möchten Euch kurz die einzelnen Punkte unserer Suchmaske erklären, auch wenn sie auf den ersten Blick intuitiv und simpel wirken. Aber mit ein wenig Detailinformationen werdet Ihr sie noch besser einsetzen können.

Sprache

Dieser Punkt ist fast selbsterklärend: Es geht um die Sprache, die ein Sprecher spricht. Die Besonderheit unserer Suche ist allerdings, dass es in den Sprachen, die eine sogenannte Varietät besitzen, eine zweite Auswahlmöglichkeit hierfür gibt. Eine Varietät im Deutschen wäre zum Beispiel das österreichische Deutsch, welches sich in Art der hochdeutschen Aussprache sowie in einzelnen Wörtern von der Varietät des deutschen Deutsches doch sehr unterscheidet. Ähnlich ist es auch bei anderen Sprachen wie zum Beispiel Englisch, Spanisch, Portugiesisch oder Chinesisch.

Geschlecht

Auch wenn die Einteilung in "männlich" und "weiblich" nicht alle möglichen geschlechtlichen Ausprägungen repräsentiert, so ist sie in der Regel für die Sprechersuche ausreichend. Und damit ist dieser Punkt auch schon erklärt!

Sprachalter

Das Sprachalter bezeichnet, wie der Name schon sagt, eine grobe Einschätzung, in welche Altersgruppe sich eine Stimme beim Hören einordnen lässt. Da dieses natürlich nicht auf das Jahr genau gehört werden kann, hat sich eine Unterteilung in Gruppen wie „Teenager“, „junger Erwachsener“, „Dreißiger“, „reife Stimme“ als sehr sinnvoll erwiesen.

Kategorie

Hier kommt nun der erste Parameter, der eine Suche nach bestimmten Sprachproben und nicht nach Sprechern allgemein auslöst: Die "Sprachprobenkategorie". Wir haben die Sprachproben in bestimmte Produktionskategorien wie "Werbung", "Hörbuch", "Produktfilm" etc. unterteilt. Eine Sprachprobe aus der richtigen Kategorie gibt euch einen sehr viel besseren und treffenderen Eindruck, wie sich der Sprecher für den Bereich Eurer Produktion anhört.

Stimmenhöhe und Timbre

Dieses sind die ersten beiden Parameter aus unserem Faktoren-Modell. Auf eine Skala von 0 bis 10 kann man mit Hilfe von Schiebereglern die Höhe und das Timbre (die "Rauheit") der Stimme einstellen und die Suchergebnisse danach filtern lassen.

Temperament

Das Temperament beschreibt auf einer Skala von 0 bis 10, ob das Demosample bzw. der Ausdruck der Stimme eher "ruhig" oder "überdreht" ist. Natürlich ist dieses oft eine entscheidende Frage, denn der Werbespot für eine Bank wird sicherlich eher ein anderes Temperament erfordern als die Sprachaufnahme für eine trendige Mädchen-Flohmarkt-App.

Seriosität

"Seriös" und "rebellisch" sind hier die beiden antipodischen Begriffe. Auch hier könnt Ihr mit einem Schieberegler auf einer Skala von 0 bis 10 den Ausdruck der Sprachprobe, die Ihr sucht, einstellen.

Frechheit

Auf dieser Skala kann man die Intensität zwischen "brav" und "frech" festlegen. Jetzt mag eine Frage sein: Was ist der Unterschied zu "seriös" und "rebellisch"? Wir haben bei der Analyse der Adjektive schnell gemerkt, dass die beiden Ausdrücke doch etwas sehr unterschiedliches meinen. So kann man auch mit einer seriösen Stimme etwas "frech" akzentuieren. 

 

Auch, wenn die Ausführungen zu unserer Suchfunktion vielleicht ein wenig sehr ausführlich wirken: Am Ende ist sie dann doch vor allem eins: Intuitiv. Sie soll Euch helfen, ein passendes Casting für Euer Projekt zu erstellen.

Und da wir beim Stichwort Casting sind: In unserer nächsten Folge von "Wie finde ich den richtigen Sprecher?" wird es um unsere Merkliste gehen, wie Ihr Euch auf unserer Webseite aus den Sprachproben, die Ihr gefunden habt, ein Casting zusammenstellt und es Euch oder Euren Kunden bequem per Email schicken könnt.

Kommentare

Agnes Roth
21.06.17 -14:28 Uhr

Eine sehr zielführende Suche nach Sprechern

Liebe Agentur,
sie haben aus einem guten Ansatz eine sehr gute Umsetzung in die Praxis geschaffen. Ich habe Ihre Suche nun schon mehrmals in Anspruch genommen und extrem passende Stimmen für unsere Projekte gefunden! Weiter so!
Ihre Agnes Rot
Liebe Frau Roth,

vielen Dank für Ihr Feedback und Ihr Lob! Wobei wir Ihnen natürlich immer noch gerne jederzeit auch persönlich mit Rat und Tat zu Seite stehen werden!

Viele Grüße aus Berlin
Jörn Witt
Stefan Winkler
18.04.17 -15:41 Uhr

Ortssuche bzw. Umkreissuche geplant?

Ich finde Eure Suchfunktion echt gelungen! Ich habe jetzt ad-hoc ein paar richtig passende Stimmen rausfiltern können! Habt ihr eigentlich auch eine Möglichkeit, dass man Sprecher nach Städten oder einem Umkreis suchen kann? Das wäre vor allem dann, wenn man eine Produktion ortsgebunden durchführen muss, sehr hilfreich.
Hallo Stefan,

vielen Dank für Dein Lob und Deine Anregung. In der Tat arbeiten wir gerade an einer geografischen Umkreissuche, die in der ersten Version für Deutschland, Österreich und die Schweiz funktionieren soll. Diese wird unter anderem beinhalten, dass man den Umkreis in 50-Kilometer-Schritten einstellen kann und auch grenz-übergreifend funktionieren soll. Zusätzlich wird diese Suchfunktion berücksichtigen, dass es viele Sprecherinnen und Sprecher gibt, die einen Zweitwohnsitz haben oder auch häufiger in anderen Städten zur Verfügung stehen.

Viele Grüße
Jörn
Manfred Lindemann
12.04.17 -15:46 Uhr

Sprecher-Casting

Ich bin schon sehr gespannt, was Euer Casting-Tool so alles kann! Das ist ja oft das Problem, dass man sich nicht immer 100 verschiedene Links kopieren will, nur um dann die Sprecher wiederzufinden, die man gut fand!
Hallo Manfred,

wir sind gerade noch dabei ein paar neue Features für unsere Merkliste zu entwickeln. In zwei bis drei Wochen wird es soweit sein! Dann werden wir auch in Teil 2 unserer Blog-Serie darüber berichten!

Viele Grüße
Jörn
Hans
11.04.17 -17:14 Uhr

Funktion "Ähnliche Sprecher"

Moin!

Ich habe eben mal die Suche ausprobiert. Funktioniert echt ziemlich geil. Man merkt halt, dass es in einigen Kombinationen noch wenig Treffer gibt. Aber das liegt vielleicht daran, dass einige Sprecher noch wenig Sprachproben haben?!

Auf jeden Fall finde ich die Funktion, dass einem ähnlich klingende Sprecher angezeigt werden super! Da bekommt man gleich noch mehr Ideen!
Hallo Hans!

Danke für Dein Lob. In der Tat ist es natürlich jetzt von Vorteil, wenn eine Sprecherin oder ein Sprecher möglichst viele verschiedene Sprachproben aus vielen Bereichen im Profil hat. Vorher war das eher verwirrend oder kotraproduktiv, weil niemand sich durch 100 Sprachproben in einem Profil durchhört. Aber dadurch, dass jetzt Sprachproben gefiltert nach den Sucheinstellungen angezeigt werden, ist das natürlich kein Problem mehr. Unser Ansatz war, dem Kunden möglichst das zu zeigen, was er eben genau sucht!

Die Funktion der ähnlich klingenden Sprecher testen wir gerade in einer Beta-Phase. Aber unsere Erfahrung damit ist bisher durchaus positiv.

Viele Grüße
Sören
Volker Hauptmann
11.04.17 -14:23 Uhr

Ein innovativer Ansatz!

Das ist ein spannender Artikel. Der Ansatz (The Big Five) war mir gar nicht bekannt. Wenn man darüber nachdenkt, macht es natürlich total Sinn, dass sich während der Entwicklung einer Sprache alle möglichen Eigenschaften in ihrem Wortschatz widerspiegeln. Ich bin gespannt, wie die Suche funktioniert, wenn ich das nächste Mal einen Off-Sprecher für einen Film suche.
Hallo Volker!

Vielen Dank für Dein Feedback. Natürlich ist es neben unserer Suchfunktion auch jederzeit möglich, ein Projekt individuell mit uns zu besprechen und sich von uns ein Casting erstellen zu lassen. Aber berichte gerne, wie es Dir mit unserer Suche ergangen ist!

Viele Grüße!
Jörn

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